Am vergangenen Mittwoch, dem Welttag des Jazz, brummte der Night Club im Bayerischen Hof. Es kommt zwar ab und an vor, dass hier auch interessante Konzerte eher mäßig besucht sind. Aber Ron Carter mit dem „Golden Striker Trio“ – das zieht. Der US-Bassist ist so eine Art musikalisches Perpetuum Mobile. Er ist auf beachtlichen 2.000 Alben zu hören, davon 20 unter seiner Leitung aufgenommen. Eine Vielzahl von Stücken hat er selbst komponiert. Er lehrt an mehreren renommierten amerikanischen Hochschulen und hat sich mit seiner Musik auch mehrfach politisch engagiert, unter anderem gegen die Apartheid und die Verbreitung von AIDS.
Es verwundert daher nicht, dass er am Konzertabend den
„Night Club“ neckisch als „sein Wohnzimmer“ bezeichnete. Vom ersten Takt an klang
es, als stünden Carter und seine ebenfalls hochkarätigen Co-Musiker, Pianist
Donald Vega und Gitarrist Russell Malone, schon eine gute Stunde auf der Bühne.
Carter spielte wie ein Uhrwerk, dabei ein ausgesprochen einfallsreiches. Elegant
zeigte er, was für ein vielseitiges Melodieinstrument ein Kontrabass sein kann.
Da quietschten, flüsterten, sangen und wummerten die Saiten, bis ihr Ton wechselte,
abbrach oder bisweilen in den holzigsten Tiefen langsam ausklang. Carter gehen
offenbar einfach nie die Ideen aus. Wahrscheinlich könnte er auch mal eben eine
Stunde am Stück improvisieren.
Doch er spielte ebenso aussagekräftig „mit“, wenn sich
Pianist Donald Vega in schimmernden Melodien und markanten Akkorden über die Klaviatur
oder Gitarrist Russell Malone ebenso virtuos über die Saiten spielten. Der
Wechsel zwischen starkem solistischen Ausdruck und zurückhaltendem Trio-Spiel gelang
ihnen allen elegant. Eine besondere Stärke des Konzerts zeigte sich in den gut
gesetzten Kontrasten in Rhythmus, Klangfarbe und Stimmung. Die gespielten Stücke
reichten von neuen, zum Teil eigenen Kompositionen bis hin zu Standards. Ein
Schwerpunkt war das Programm der aktuellen CD „San Sebastian“, darunter „The
Golden Striker“ von John Lewis, nach dem sich das Trio benannt hat.
Durch feinsinniges Interpretieren und einfallsreiches
Improvisieren konnten die drei jedem Stück einen eigenen, neuen Klang und
Charakter geben. Mit dem von Ron Carter und Jim Hall komponierten „Candle Light“
zeigten sie ihr Potential für ohrschmeichelnde musikalische Sanftheit. In
schnelleren Stücken warteten sie bisweilen völlig willkürlich irgendwo mit humorigen
Überraschungseffekten auf. Da rannte Mallone schon mal von einem Takt auf den
nächsten seinen Co-Musikern auf der Gitarre davon, als wolle er spontan eine Jazzpolka
anstimmen, oder Carter baute in ein Solo das bekannte Thema aus „La Cucaracha“
ein. Ein Konzert, das man in mehrfacher Hinsicht reich nennen kann - an
Abwechslung, an musikalischer Qualität und an Unterhaltungswert.
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