Eine angenehme Lage, als Lieblingsband eingeladen zu werden. In der Hinsicht hatten das „Sebastian Gille Quartett“ und das Trio „Rusconi“ am vergangenen Samstag in der Seidlvilla gute Voraussetzungen. Für den zweiten Konzerttag zur Feier des 20-jährigen Jubiläums der monatlichen Reihe „Jazz +“ war die Wahl des Programmverantwortlichen Martin Kolb auf sie gefallen.
Am Freitag hatten bereits die „Lotus Eaters“
und „Schneeweiss und Rosenrot“ die Jazz-Bühne warmgespielt. Wie sie traten auch
Rusconi bereits zum wiederholten Mal in der Villa auf. Das Sebastian Gille
Quartett spielte erstmals auf dieser Bühne. Die beiden Ensembles brachten durch
ihre kontrastierenden Stile ganz unterschiedliche Facetten des jungen
mitteleuropäischen Jazz zur Geltung.
Saxofonist Sebastian Gille zeigte sich im
Zusammenspiel mit Pablo Held am Piano, Robert Landfermann am Bass und Jonas
Burgwinkel am Schlagzeug als „hard working jazzer“. So konnte man seinen
reflektierten, komplexen Kompositionen bei einem nahezu organischen
Entfaltungsprozess zuhören. Die vier Musiker gaben jedem einzelnen Ton
Bedeutung, insbesondere den feinen und leisen. Als wäre es ihnen ein Anliegen
zu zeigen, dass ein Saitenanschlag oder ein herbeigehauchter Saxofonton genauso
wichtig ist wie eine verschachtelte Passage oder ein quirliger Verlauf.
Im Anschluss setzten Rusconi als Kontrast
ihren melodieorientierten Pop-Rock-Jazz dagegen. Den präsentierten die drei,
als hätten sie die Stücke beim Brainstorming in der Stammkneipe oder beim
Schuleschwänzen in der Garage ausgetüftelt – das aber mit viel Fantasie und auf
musikalisch hohem Niveau. Da wurden Piano, Bass und Schlagzeug kurzerhand um diverse
Klänge ergänzt, von elektronischen Sounds über Gamelan-Klänge bis hin zur Bierflasche
und Gesangspassagen. Ein anspruchsvoller und abwechslungsreicher Start in die
dritte Dekade „Jazz +“.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.